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Der Pia­nist aus dem Trümmern

Aeham Ahmad, ein paläs­ti­nen­sisch-syri­scher Pia­nist, gab am 6. Dezem­ber 2023 ein Kon­zert in der Aula des Schul­zen­trums Stein­heim. Seit 2015 lebt er in Deutsch­land und mitt­ler­wei­le im Kreis Höx­ter. Er spiel­te selbst­ge­schrie­be­ne Stü­cke am Kla­vier, in denen auch bekann­te Moti­ve aus klas­si­schen Stü­cken wie „Die Gedan­ken sind frei“ und „Freu­de schö­ner Göt­ter­fun­ken“ anklan­gen, und unter ande­rem Beet­ho­vens „Für Eli­se“. Dabei for­der­te er das Publi­kum, Schü­le­rin­nen und Schü­ler von den Jahr­gän­gen 5‑Q2, auch zum Mit­sin­gen auf und sang zusam­men mit der gan­zen Schul­ge­mein­de. Zwi­schen­durch lasen Pia Nol­te, Char­lot­te Pilch und Marie Stehr (Q1) Pas­sa­gen aus Aeham Ahmads Bio­gra­fie „Und die Vögel wer­den sin­gen. Ich, der Pia­nist aus den Trüm­mern“ mit ergrei­fen­den Erleb­nis­sen vor. Danach kam er mit den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ins Gespräch, als die­se ihm Fra­gen stel­len konn­ten. Sie frag­ten auch sehr Per­sön­li­ches und waren mit der Zeit gar nicht mehr zu brem­sen. Die ers­te Fra­ge war sofort die Bit­te nach einer Zuga­be, die Aeham Ahmad gern erfüll­te. Außer­dem bat jemand auch um ein Duett mit dem Musik­leh­rer Herrn Bröd­ling, mit wel­chem Aeham Ahmad abschlie­ßend gemein­sam am Flü­gel spiel­te. Auf sei­ner Home­page erfährt man sei­ne bis­he­ri­ge Lebens­ge­schich­te:
„Aeham Ahmad wuchs als paläs­ti­nen­si­scher Flücht­ling im syri­schen Flücht­lings­la­ger Yar­mouk in Damas­kus auf. Seit sei­nem fünf­ten Lebens­jahr lern­te er Kla­vier spie­len, zunächst im Kon­ser­va­to­ri­um in Damas­kus, von 2006 bis 2011 stu­dier­te er an der musi­ka­li­schen Fakul­tät der Baath-Uni­ver­si­tät in Homs. Yar­mouk war seit 2013 von ver­schie­de­nen Par­tei­en des Bür­ger­kriegs umkämpft. Im Lau­fe von Kriegs­hand­lun­gen, Bela­ge­rung und Hun­ger dezi­mier­te sich die Ein­woh­ner­zahl von vor­her 150.000 auf 16.000 Men­schen im Jahr 2015. Wäh­rend die­ser Zeit trans­por­tier­te er sein Kla­vier auf einem Anhän­ger oder Pick-Up und trat auf Stra­ßen und öffent­li­chen Plät­zen auf. Vide­os von die­sen Auf­trit­ten, häu­fig vor allem mit Kin­dern als Publi­kum, wur­den in sozia­len Netz­wer­ken geteilt und sei­ne Geschich­te erfuhr inter­na­tio­nal Medi­en­be­richt­erstat­tung.
Nach­dem das Flücht­lings­la­ger im April 2015 von den Kämp­fern des „Isla­mi­schen Staa­tes“ ein­ge­nom­men wor­den war, zer­stör­ten die­se bei einer Kon­trol­le sein Kla­vier. In die­ser Situa­ti­on ent­schied er sich, sei­ne Hei­mat zu ver­las­sen. Am 2. August floh er aus Yar­mouk und kam über Izmir, Les­bos und die Bal­kan­rou­te im Sep­tem­ber 2015 nach Deutsch­land.
2015 erhielt er in Bonn den erst­mals ver­lie­he­nen „Inter­na­tio­na­len Beet­ho­ven­preis für Men­schen­rech­te, Frie­den, Frei­heit, Armuts­be­kämp­fung und Inklu­si­on“. Ers­te Auf­trit­te in Deutsch­land hat­te er bei einem Kon­zert für Flücht­lin­ge und ehren­amt­li­che Hel­fer in Mün­chen im Okto­ber 2015 sowie einem Bene­fiz­kon­zert zuguns­ten der Bochu­mer Flücht­lings­hil­fe zusam­men mit den Bochu­mer Sym­pho­ni­kern. Seit­dem hat er vie­le Kon­zer­te in ganz Euro­pa und in Japan gespielt.“

Text und Foto: Vol